Der Begriff "Stunde Null" bezieht sich auf den Zeitpunkt nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, insbesondere auf die Zeit nach der Kapitulation Deutschlands im Mai 1945. Er symbolisiert einen Neuanfang, eine Art Tabula Rasa, bei der die gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Strukturen als zerstört angesehen wurden und die Möglichkeit bestand, eine neue Ordnung zu schaffen. In der deutschen Nachkriegsgeschichte wird "Stunde Null" oft verwendet, um die radikalen Veränderungen zu beschreiben, die notwendig waren, um die Nation nach den Schrecken des Nationalsozialismus und des Krieges wieder aufzubauen. Es impliziert eine Abkehr von der Vergangenheit und die Hoffnung auf einen Neuanfang. Die Angemessenheit des Begriffs wird jedoch unterschiedlich diskutiert. Kritiker argumentieren, dass die Vorstellung einer "Stunde Null" die Kontinuitäten und die Verantwortung der deutschen Gesellschaft für die nationalsozialistische Vergangenheit verharmlost. Viele Strukturen, Ideologien und Personen blieben nach dem Krieg bestehen, und die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit war oft unzureichend. Befürworter des Begriffs hingegen betonen, dass die Zerschlagung des nationalsozialistischen Regimes und die anschließende Besatzung durch die Alliierten tatsächlich eine einmalige Gelegenheit boten, eine neue Gesellschaftsordnung zu schaffen, die auf Demokratie und Rechtsstaatlichkeit basierte. Insgesamt ist der Begriff "Stunde Null" also sowohl ein Symbol für Hoffnung und Neuanfang als auch ein umstrittenes Konzept, das die komplexe Realität der Nachkriegszeit nicht vollständig erfassen kann.