Das Rechtssystem der Minoer und Mykener war stark von ihrer jeweiligen Kultur und Gesellschaftsstruktur geprägt. Bei den Minoern, die auf der Insel Kreta lebten, gibt es Hinweise auf eine komplexe Gesellschaft mit einer zentralisierten Verwaltung. Die Minoische Zivilisation hatte wahrscheinlich ein System von Gesetzen, das durch königliche Autorität und möglicherweise durch Priester unterstützt wurde. Es gibt archäologische Funde, die auf eine Form von Rechtsprechung hinweisen, jedoch sind die genauen Details aufgrund der begrenzten schriftlichen Aufzeichnungen schwer zu rekonstruieren. Die Mykener, die auf dem griechischen Festland lebten, hatten ein ähnliches, aber differenziertes System. Sie verwendeten eine frühe Form der griechischen Schrift, bekannt als Linear B, um Verwaltungsdokumente zu führen. Diese Dokumente deuten darauf hin, dass es eine hierarchische Gesellschaft gab, in der der König (wanax) eine zentrale Rolle spielte. Die Mykener hatten auch Beamte, die für die Verwaltung von Städten und die Durchsetzung von Gesetzen zuständig waren. Insgesamt war das Rechtssystem beider Kulturen wahrscheinlich stark mit religiösen und sozialen Normen verbunden und basierte auf mündlichen Traditionen sowie auf den Entscheidungen der herrschenden Elite.