Wie stehen die Erzählungen über die Päpstin und Papst Formosus im Zusammenhang mit dem saeculum obscurum?

Antwort

Das saeculum obscurum, auch als "dunkles Jahrhundert" bekannt, bezieht sich auf eine Periode in der Geschichte des Papsttums, die etwa von 904 bis 964 n. Chr. dauerte. Diese Zeit war geprägt von politischer Instabilität, moralischem Verfall und dem Einfluss mächtiger römischer Adelsfamilien auf das Papsttum. Die Erzählung von der Päpstin Johanna, die angeblich im 9. Jahrhundert als Frau verkleidet Papst geworden sein soll, und die Geschichte des exhumierten Papstes Formosus, der im sogenannten "Leichensynode" (897 n. Chr.) posthum vor Gericht gestellt wurde, sind beide Beispiele für die turbulente und oft skandalöse Natur des Papsttums in dieser Zeit. 1. **Päpstin Johanna**: Diese Legende, die historisch nicht belegt ist, spiegelt die Vorstellung von einem moralischen und institutionellen Verfall wider, der es sogar einer Frau ermöglicht haben soll, den Papstthron zu besteigen. Obwohl die Geschichte wahrscheinlich apokryph ist, zeigt sie die allgemeine Wahrnehmung von Chaos und Unordnung innerhalb der Kirche während des saeculum obscurum. 2. **Papst Formosus und die Leichensynode**: Die Leichensynode, bei der der Leichnam von Papst Formosus exhumiert und vor Gericht gestellt wurde, ist ein reales historisches Ereignis und ein drastisches Beispiel für die politischen Intrigen und die extreme Instabilität des Papsttums in dieser Zeit. Diese Episode verdeutlicht die Machtkämpfe und die moralische Korruption, die das Papsttum während des saeculum obscurum kennzeichneten. Beide Geschichten, ob nun historisch belegt oder legendarisch, illustrieren die chaotischen Zustände und die moralischen Herausforderungen, denen das Papsttum im saeculum obscurum ausgesetzt war. Sie tragen zur Vorstellung bei, dass diese Periode eine der dunkelsten und skandalösesten in der Geschichte der katholischen Kirche war.

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