Die Gregorianische Reform war eine bedeutende kirchliche Reformbewegung im 11. Jahrhundert, die auf die Erneuerung und Stärkung der kirchlichen Disziplin und Autorität abzielte. Die Vorbedingungen und die beiden Hauptphasen der Reform lassen sich wie folgt beschreiben: ### Vorbedingungen der Gregorianischen Reform 1. **Moralischer und disziplinarischer Verfall**: Im 10. und frühen 11. Jahrhundert war die Kirche von weit verbreiteter Korruption, Simonie (Kauf und Verkauf kirchlicher Ämter) und dem Verfall der klösterlichen Disziplin betroffen. 2. **Laieninvestitur**: Die Praxis, dass weltliche Herrscher Bischöfe und Äbte einsetzten, führte zu einer Vermischung von weltlicher und kirchlicher Macht und beeinträchtigte die Unabhängigkeit der Kirche. 3. **Schwache päpstliche Autorität**: Die Päpste hatten oft wenig Einfluss und waren häufig von mächtigen römischen Adelsfamilien abhängig. ### Erste Reformphase: Cluny - **Beginn**: Die Reformbewegung begann im Kloster Cluny in Burgund, das 910 gegründet wurde. - **Ziele**: Cluny setzte sich für die Wiederherstellung der klösterlichen Disziplin, die Einhaltung der Benediktinerregel und die Unabhängigkeit der Klöster von weltlicher Kontrolle ein. - **Einfluss**: Cluny wurde zum Zentrum einer weitreichenden Reformbewegung, die viele Klöster in Europa beeinflusste und die Grundlage für die spätere päpstliche Reform legte. ### Zweite Reformphase: Unter den Päpsten Leo IX. und Gregor VII. - **Papst Leo IX. (1049-1054)**: - **Reformen**: Leo IX. begann mit der Durchsetzung von Reformen gegen Simonie und Klerikerehe und stärkte die päpstliche Autorität. - **Synoden**: Er berief mehrere Synoden ein, um Reformen zu diskutieren und durchzusetzen. - **Reiseaktivitäten**: Leo IX. reiste durch Europa, um die Reformen persönlich zu fördern und die kirchliche Disziplin zu stärken. - **Papst Gregor VII. (1073-1085)**: - **Dictatus Papae**: Gregor VII. formulierte in diesem Dokument seine Vorstellungen von der päpstlichen Autorität, einschließlich des Anspruchs auf die alleinige Einsetzung von Bischöfen. - **Investiturstreit**: Gregor VII. kämpfte gegen die Laieninvestitur und geriet in Konflikt mit Kaiser Heinrich IV., was zum Investiturstreit führte. - **Reformmaßnahmen**: Er setzte strenge Maßnahmen gegen Simonie und Klerikerehe durch und stärkte die Zentralisierung der kirchlichen Verwaltung. Die Gregorianische Reform führte letztlich zu einer stärkeren Zentralisierung der Kirche unter päpstlicher Führung und legte die Grundlage für die mittelalterliche Papstkirche.