Das jüdische Viertel in Prag, auch bekannt als Josefov, hat eine lange und bewegte Geschichte, die bis ins Mittelalter zurückreicht. Die ersten jüdischen Siedler kamen vermutlich im 10. Jahrhundert nach Prag. Im Laufe der Jahrhunderte sich das Viertel zu einem bedeutenden Zentrum jüdischen Lebens in Europa. Im 13. Jahrhundert wurden die Juden gezwungen, in einem abgegrenzten Gebiet zu leben, was zur Entstehung des Ghettos führte. Dieses Ghetto war von Mauern umgeben und die Bewohner durften es nur zu bestimmten Zeiten verlassen. Trotz dieser Einschränkungen blühte das kulturelle und religiöse Leben im Viertel auf. Bedeutende Persönlichkeiten wie der Rabbi Löw, der Schöpfer der Golem-Legende, lebten und wirkten hier. Im 16. und 17. Jahrhundert erlebte das jüdische Viertel eine Blütezeit. Es entstanden zahlreiche Synagogen, Schulen und andere Einrichtungen. Die Altneu-Synagoge, die älteste noch in Betrieb befindliche Synagoge Europas, wurde in dieser Zeit erbaut. Auch das Jüdische Rathaus mit seiner einzigartigen Uhr, deren Zeiger sich in die entgegengesetzte Richtung drehen, stammt aus dieser Epoche. Im 18. Jahrhundert begann die allmähliche Integration der jüdischen Bevölkerung in die Prager Gesellschaft. Die Mauern des Ghettos wurden abgerissen und die Juden erhielten mehr Rechte. Dennoch blieb das Viertel ein Zentrum jüdischen Lebens und Kultur. Im 19. Jahrhundert wurde das Viertel im Zuge der Stadterneuerung weitgehend umgestaltet. Viele der alten Gebäude wurden abgerissen und durch neue ersetzt. Dennoch blieben einige historische Bauwerke erhalten, die heute wichtige Zeugnisse der jüdischen Geschichte in Prag sind. Während des Zweiten Weltkriegs und der Besatzung durch die Nationalsozialisten wurde die jüdische Gemeinde Prags fast vollständig ausgelöscht. Viele der Synagogen und anderen Gebäude wurden jedoch nicht zerstört und dienen heute als Museen und Gedenkstätten. Nach dem Krieg und der kommunistischen Ära begann eine langsame Wiederbelebung des jüdischen Lebens in Prag. Heute ist das jüdische Viertel ein wichtiger Teil des kulturellen Erbes der Stadt und zieht zahlreiche Besucher aus aller Welt an. Die erhaltenen Synagogen, der Alte Jüdische Friedhof und das Jüdische Museum sind bedeutende Sehenswürdigkeiten, die die reiche Geschichte und das Erbe der jüdischen Gemeinde in Prag bewahren.