Zwischen 1908 und 1913 erlebte der Balkan erhebliche territoriale Veränderungen, die hauptsächlich durch die Balkankriege und die Auflösung des Osmanischen Reiches in dieser Region verursacht wurden. 1. **Bosnische Annexionskrise (1908):** - Österreich-Ungarn annektierte offiziell Bosnien und Herzegowina, das seit 1878 unter seiner Verwaltung stand, aber nominell noch zum Osmanischen Reich gehörte. Dies führte zu Spannungen mit Serbien und Russland. 2. **Erster Balkankrieg (1912-1913):** - Eine Koalition aus Bulgarien, Serbien, Griechenland und Montenegro (Balkanliga) kämpfte gegen das Osmanische Reich, um dessen verbliebene europäischen Gebiete zu erobern. - Die Balkanliga war erfolgreich und eroberte fast alle osmanischen Gebiete in Europa, einschließlich Makedonien, Thrakien und Albanien. 3. **Zweiter Balkankrieg (1913):** - Nach dem Ersten Balkankrieg kam es zu Streitigkeiten unter den Siegern über die Aufteilung der eroberten Gebiete. - Bulgarien fühlte sich benachteiligt und griff seine ehemaligen Verbündeten Serbien und Griechenland an, wurde jedoch besiegt. - Rumänien und das Osmanische Reich nutzten die Gelegenheit, um ebenfalls gegen Bulgarien vorzugehen und Gebietsgewinne zu erzielen. 4. **Folgen der Balkankriege:** - Serbien verdoppelte fast sein Territorium und gewann große Teile Makedoniens. - Griechenland erweiterte sein Territorium um Teile von Makedonien, Epirus und die Ägäis-Inseln. - Bulgarien erhielt einen Teil von Thrakien, verlor jedoch Gebiete an Serbien, Griechenland und Rumänien. - Albanien erklärte 1912 seine Unabhängigkeit und wurde 1913 international anerkannt, obwohl es von den Kriegen stark betroffen war. Diese territorialen Veränderungen schufen neue Nationalstaaten und verschärften ethnische Spannungen, die später zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs beitrugen.