Nach dem Ersten Weltkrieg (1914-1918) erlebte die Welt eine Welle antikolonialer Bewegungen, die durch verschiedene Faktoren begünstigt wurden: 1. **Veränderungen im internationalen System**: Der Krieg schwächte viele europäische Kolonialmächte wirtschaftlich und militärisch. Dies schuf Gelegenheiten für koloniale Völker, ihre Unabhängigkeitsbestrebungen zu verstärken. 2. **Einfluss der Russischen Revolution**: Die Russische Revolution von 1917 und die Gründung der Sowjetunion inspirierten viele antikoloniale Bewegungen. Die Sowjetunion unterstützte oft antikoloniale Kämpfe und propagierte die Idee der Selbstbestimmung. 3. **Wilson's 14 Punkte**: US-Präsident Woodrow Wilsons 14-Punkte-Programm von 1918 betonte das Selbstbestimmungsrecht der Völker. Obwohl dies hauptsächlich auf Europa abzielte, inspirierte es auch koloniale Völker weltweit. 4. **Rückkehr von Soldaten**: Viele Soldaten aus den Kolonien, die im Ersten Weltkrieg für die europäischen Mächte gekämpft hatten, kehrten mit neuen Ideen und einem gestärkten Selbstbewusstsein zurück. Sie waren oft enttäuscht von der mangelnden Anerkennung und den schlechten Bedingungen, die sie erlebten. 5. **Wirtschaftliche Faktoren**: Die wirtschaftlichen Schwierigkeiten nach dem Krieg führten zu sozialen Unruhen und verstärkten den Wunsch nach Unabhängigkeit. Die Kolonialmächte konnten oft nicht mehr die gleichen wirtschaftlichen Vorteile aus ihren Kolonien ziehen, was die kolonialen Eliten dazu brachte, nach Alternativen zu suchen. 6. **Bildung und Nationalismus**: Die Verbreitung von Bildung und die Entstehung einer gebildeten Elite in den Kolonien förderten nationalistische Ideen. Diese Eliten spielten oft eine führende Rolle in den antikolonialen Bewegungen. Beispiele für antikoloniale Bewegungen nach 1918 sind die indische Unabhängigkeitsbewegung unter der Führung von Mahatma Gandhi, die ägyptische Revolution von 1919 und die vietnamesische Unabhängigkeitsbewegung unter Ho Chi Minh.