Die Bürokratisierung in der kommunalen Sozialpolitik der frühen Neuzeit bezieht sich auf den Prozess, durch den soziale Dienstleistungen und Unterstützungsmaßnahmen zunehmend durch formalisierte, institutionalisierte und regulierte Verwaltungsstrukturen organisiert und verwaltet wurden. In dieser Zeit begannen Städte und Gemeinden, systematischere Ansätze zur Bewältigung sozialer Probleme wie Armut, Obdachlosigkeit und Krankheit zu entwickeln. Einige Merkmale dieses Prozesses waren: 1. **Einführung von Armenordnungen**: Viele Städte erließen spezifische Regelungen und Gesetze zur Unterstützung der Armen, die festlegten, wer Anspruch auf Hilfe hatte und wie diese Hilfe organisiert werden sollte. 2. **Schaffung von Verwaltungsstrukturen**: Es wurden spezielle Ämter und Beamtenpositionen geschaffen, die für die Umsetzung und Überwachung der Sozialpolitik verantwortlich waren. 3. **Erfassung und Registrierung**: Bedürftige Personen wurden systematisch erfasst und registriert, um sicherzustellen, dass die Unterstützung gezielt und effizient verteilt wurde. 4. **Finanzierung und Kontrolle**: Es wurden Mechanismen zur Finanzierung der Sozialpolitik entwickelt, oft durch Steuern oder Abgaben, und es gab eine zunehmende Kontrolle und Überwachung der Ausgaben. 5. **Professionalisierung**: Die Verwaltung der Sozialpolitik wurde zunehmend von professionellen Beamten und nicht mehr nur von ehrenamtlichen Helfern übernommen. Diese Entwicklungen trugen dazu bei, dass die Sozialpolitik in den Städten und Gemeinden der frühen Neuzeit strukturierter und effektiver wurde, was wiederum die Grundlage für die modernen Sozialstaaten legte.