Der 14-Punkte-Plan von US-Präsident Woodrow Wilson wurde nach dem Ersten Weltkrieg als Grundlage für den Frieden und die Neuordnung Europas vorgeschlagen. Der Friedensvertrag von St. Germain, der am 10. September 1919 zwischen den Alliierten und Österreich unterzeichnet wurde, setzte einige dieser Prinzipien um, jedoch nicht vollständig. 1. **Selbstbestimmungsrecht der Völker**: Der Vertrag von St. Germain führte zur Auflösung der Habsburgermonarchie und zur Schaffung neuer Nationalstaaten. Österreich musste große Gebiete abtreten, was zur Bildung oder Erweiterung von Staaten wie Tschechoslowakei, Jugoslawien und Polen führte. 2. **Grenzänderungen**: Die Grenzen Österreichs wurden neu gezogen, um ethnischen und nationalen Gruppen gerecht zu werden, was dem Prinzip der Selbstbestimmung entsprach. 3. **Abrüstung**: Der Vertrag verlangte von Österreich eine drastische Reduzierung seiner Streitkräfte, was dem Punkt der allgemeinen Abrüstung in Wilsons Plan entsprach. 4. **Völkerbund**: Der Vertrag von St. Germain unterstützte die Gründung des Völkerbundes, einer internationalen Organisation zur Sicherung des Friedens, was ein zentraler Punkt in Wilsons Plan war. Jedoch gab es auch Kritikpunkte und Abweichungen: - **Wirtschaftliche Sanktionen und Reparationszahlungen**: Der Vertrag legte Österreich wirtschaftliche Beschränkungen und Reparationszahlungen auf, was nicht im Sinne von Wilsons Plan war, der eine gerechte und dauerhafte Friedensordnung ohne Bestrafung der Verlierer vorsah. - **Nationale Spannungen**: Trotz der Neuordnung blieben viele ethnische Spannungen bestehen, da nicht alle nationalen Gruppen zufriedenstellend berücksichtigt wurden. Insgesamt setzte der Vertrag von St. Germain einige der Prinzipien des 14-Punkte-Plans um, jedoch nicht in vollem Umfang und oft mit erheblichen Abweichungen.