4 Fragen zu Pflegesystem

Der Unterschied zwischen Pflegeorganisation und Pflegesystem liegt in ihrem Fokus und ihrer Struktur: 1. **Pflegeorganisation**: Dies bezieht sich auf die spezifische Struktur und die Abläufe innerhalb einer Einrichtung oder eines Dienstes, die die Pflege von Patienten oder Klienten gewährleisten. Dazu gehören die Planung, Koordination und Durchführung von Pflegeleistungen sowie die Organisation von Ressourcen, Personal und Arbeitsabläufen. Pflegeorganisationen können in verschiedenen Settings existieren, wie z.B. Krankenhäusern, Pflegeheimen oder ambulanten Diensten. 2. **Pflegesystem**: Dies ist ein umfassenderer Begriff, der die Gesamtheit der Pflegeleistungen und -strukturen in einem bestimmten Land oder einer Region beschreibt. Es umfasst die gesetzlichen Rahmenbedingungen, die Finanzierung, die Ausbildung von Pflegekräften sowie die verschiedenen Modelle der Pflegeversorgung. Das Pflegesystem legt fest, wie Pflegeleistungen organisiert, bereitgestellt und reguliert werden. Zusammengefasst: Die Pflegeorganisation bezieht sich auf die interne Struktur und Abläufe einer spezifischen Pflegeeinrichtung, während das Pflegesystem die übergeordneten Rahmenbedingungen und Strukturen der Pflegeversorgung in einem größeren Kontext beschreibt.

Primary Nursing ist ein Pflegemodell, das darauf abzielt, die Kontinuität und Qualität der Pflege zu verbessern, indem eine primäre Pflegekraft (Primary Nurse) die Verantwortung für die gesamte Pflege eines Patienten während seines Krankenhausaufenthalts übernimmt. Hier sind die Hauptmerkmale zusammengefasst: 1. **Kontinuität der Pflege**: Eine Primary Nurse ist für die Planung, Koordination und Durchführung der Pflege eines bestimmten Patienten verantwortlich, was eine kontinuierliche und konsistente Betreuung ermöglicht. 2. **Verantwortung und Autonomie**: Die Primary Nurse hat die volle Verantwortung für die Pflegeplanung und -durchführung, was eine hohe Autonomie und Entscheidungsfreiheit erfordert. 3. **Individuelle Pflege**: Durch die enge Beziehung zwischen der Primary Nurse und dem Patienten kann die Pflege individuell auf die Bedürfnisse und Wünsche des Patienten abgestimmt werden. 4. **Kommunikation**: Eine effektive Kommunikation zwischen der Primary Nurse, dem Patienten, den Angehörigen und dem restlichen Pflegeteam ist entscheidend, um eine ganzheitliche und koordinierte Pflege zu gewährleisten. 5. **Kontinuität der Information**: Die Primary Nurse ist auch für die Dokumentation und Weitergabe aller relevanten Informationen über den Patienten verantwortlich, um eine nahtlose Pflege zu gewährleisten. Dieses Modell wird oft in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen eingesetzt, um die Patientenzufriedenheit zu erhöhen und die Pflegequalität zu verbessern.

Im Krankenhaus gibt es verschiedene Pflegesysteme, zwei gängige sind das funktionale Pflegesystem und das Bezugspflegesystem. 1. **Funktionales Pflegesystem**: - **Beschreibung**: In diesem System werden dieaufgaben nach Funktionen oder Tätigkeiten auf verschiedene Pflegekräfte verteilt. Jede Pflegekraft ist für bestimmte Aufgaben zuständig, z.B. eine für die Medikamentengabe, eine andere für die Körperpflege. - **Auswirkungen**: 1. **Spezialisierung**: Pflegekräfte können sich auf bestimmte Aufgaben spezialisieren, was zu einer höheren Effizienz in der Durchführung von Routineaufgaben führen kann. 2. **Kommunikationsprobleme**: Da mehrere Pflegekräfte an der Betreuung eines Patienten beteiligt sind, kann es zu Missverständnissen und Informationsverlusten kommen, was die Kontinuität der Pflege beeinträchtigen kann. 3. **Patientenbindung**: Die Beziehung zwischen Pflegekraft und Patient kann schwächer sein, da der Patient häufig mit verschiedenen Pflegekräften interagiert, was das Gefühl der Sicherheit und des Vertrauens beeinträchtigen kann. 2. **Bezugspflegesystem**: - **Beschreibung**: In diesem System wird einem bestimmten Patienten eine feste Pflegekraft zugeordnet, die für die gesamte Pflege verantwortlich ist. Diese Pflegekraft begleitet den Patienten während seines gesamten Aufenthalts im Krankenhaus. - **Auswirkungen**: 1. **Kontinuität der Pflege**: Der Patient hat einen festen Ansprechpartner, was die Kontinuität und Qualität der Pflege verbessert und das Vertrauen stärkt. 2. **Individuelle Betreuung**: Die Pflegekraft kann die Bedürfnisse und Vorlieben des Patienten besser kennenlernen und individuellere Pflegepläne erstellen, was die Patientenzufriedenheit erhöht. 3. **Erhöhte Verantwortung**: Die Pflegekraft trägt eine größere Verantwortung für die gesamte Pflege des Patienten, was sowohl zu einer höheren beruflichen Zufriedenheit als auch zu einem höheren Stresslevel führen kann, insbesondere in belastenden Situationen.

Dorothea Orem beschreibt in ihrem Selbstpflegemodell drei Pflegesysteme: 1. **Selbstpflege**: Dies bezieht sich auf die Aktivitäten, die Individuen selbst durchführen, um ihre Gesundheit und ihr Wohlbefinden zu fördern. Selbstpflege umfasst alltägliche Handlungen wie Ernährung, Hygiene und Bewegung, die notwendig sind, um die eigene Gesundheit zu erhalten. 2. **Selbstpflegedefizit**: Dieses System tritt auf, wenn eine Person nicht in der Lage ist, die notwendigen Selbstpflegeaktivitäten durchzuführen. Dies kann aufgrund von physischen, psychischen oder sozialen Einschränkungen geschehen. In solchen Fällen ist Unterstützung erforderlich, um die Selbstpflege zu ermöglichen. 3. **Pflege**: Hierbei handelt es sich um die Unterstützung, die Pflegekräfte oder andere Personen bieten, um das Selbstpflegedefizit zu überwinden. Pflege umfasst die Anleitung, Unterstützung und das Bereitstellen von Ressourcen, damit die betroffene Person ihre Selbstpflegefähigkeiten entwickeln oder wiedererlangen kann. Orem betont die Bedeutung der Selbstpflege und die Rolle der Pflegekräfte, um Menschen zu helfen, ihre Selbstpflegefähigkeiten zu verbessern und ihre Gesundheit zu fördern.