2 Fragen zu Brute-force

John Searle unterscheidet zwischen "brute facts" und "institutional facts" in seiner Theorie der sozialen Realität. **Brute Facts** sind Tatsachen, die unabhängig von menschlichen Institutionen oder Überzeugungen existieren. Sie sind physische oder biologische Gegebenheiten, die nicht von sozialen Konventionen abhängen. Beispiele hierfür sind: 1. Der Fakt, dass Wasser bei 100 Grad Celsius siedet (unter Normalbedingungen). 2. Der Fakt, dass Menschen atmen müssen, um zu überleben. 3. Der Fakt, dass die Erde um die Sonne kreist. **Institutional Facts** hingegen sind Tatsachen, die auf menschlichen Vereinbarungen und sozialen Institutionen basieren. Sie existieren nur aufgrund von kollektiven Überzeugungen und sozialen Praktiken. Beispiele hierfür sind: 1. Das Konzept von Geld: Ein Stück Papier hat nur dann Wert, wenn die Gesellschaft ihm diesen Wert zuschreibt. 2. Die Tatsache, dass jemand der Präsident eines Landes ist, beruht auf den institutionellen Regeln und Wahlen. 3. Der Status eines Ehepaares, der durch eine Heiratszeremonie und gesellschaftliche Anerkennung entsteht. Diese Unterscheidung hilft zu verstehen, wie soziale Realitäten konstruiert werden und welche Rolle menschliche Interaktionen dabei spielen.

Lebensläufe als soziale Realitäten beeinflussen die "brute facts" auf verschiedene Weise. "Brute facts" beziehen sich auf objektive, unveränderliche Tatsachen, während Lebensläufe die subjektiven Erfahrungen und sozialen Kontexte von Individuen darstellen. 1. **Soziale Konstruktion**: Lebensläufe sind oft das Ergebnis sozialer Konstruktionen, die bestimmte Narrative und Bedeutungen um Erfahrungen und Ereignisse formen. Diese Narrative können die Wahrnehmung von "brute facts" beeinflussen, indem sie den Kontext und die Interpretation dieser Fakten verändern. 2. **Identität und Status**: Die Art und Weise, wie Lebensläufe gestaltet sind, kann den sozialen Status und die Identität einer Person prägen. Dies kann Auswirkungen auf die Chancen und Möglichkeiten im Leben haben, was wiederum die objektiven Gegebenheiten beeinflussen kann, wie z.B. Zugang zu Bildung, Beruf und sozialen Netzwerken. 3. **Erwartungen und Normen**: Gesellschaftliche Erwartungen und Normen, die in Lebensläufen reflektiert werden, können das Verhalten und die Entscheidungen von Individuen beeinflussen. Diese Entscheidungen können dann die Realität, in der sie leben, verändern und somit auch die "brute facts". 4. **Intersektionalität**: Lebensläufe sind oft von verschiedenen sozialen Kategorien wie Geschlecht, Ethnizität, Klasse und mehr geprägt. Diese intersektionalen Aspekte können die Erfahrungen und die Realität von Individuen stark beeinflussen, was wiederum die objektiven Fakten, die sie erleben, beeinflusst. Insgesamt zeigt sich, dass Lebensläufe und "brute facts" in einem dynamischen Verhältnis zueinander stehen, in dem soziale Realitäten die Wahrnehmung und Interpretation von objektiven Tatsachen prägen können.