Warum entwickelte der Mensch in seiner Evolution den Glauben an Gott oder Götter? Was sagt die Wissenschaft dazu?

Antwort

Die Wissenschaft sieht das Bedürfnis nach Göttern oder einer höheren Macht als ein komplexes Zusammenspiel aus psychologischen, sozialen und evolutionären Faktoren. Es gibt verschiedene Hypothesen, warum sich religiöse Vorstellungen in der Menschheitsgeschichte entwickelt haben: 1. **Erklärung von Naturphänomenen:** Frühere Menschen konnten Naturereignisse wie Gewitter, Erdbeben oder den Tod nicht wissenschaftlich erklären. Götter oder Geister boten einfache Erklärungen für das Unerklärliche. 2. **Sozialer Zusammenhalt:** Religion fördert Gruppenzusammenhalt und Kooperation. Gemeinsame Rituale und Glaubensvorstellungen stärken das „Wir-Gefühl“ und erleichtern das Zusammenleben in größeren Gruppen. 3. **Moral und Kontrolle:** Religiöse Regeln und der Glaube an übernatürliche Beobachter (z.B. allsehende Götter) können moralisches Verhalten fördern und soziale Normen durchsetzen, auch wenn keine weltlichen Autoritäten anwesend sind. 4. **Psychologische Bedürfnisse:** Religion kann Trost spenden, Ängste vor dem Tod lindern und Hoffnung geben. Sie bietet Sinn und Orientierung in einer oft unsicheren Welt. 5. **Kognitive Disposition:** Der Mensch neigt dazu, Absichten und Bewusstsein auch in unbelebten Dingen zu sehen („agent detection“). Diese Tendenz könnte die Entstehung von Göttervorstellungen begünstigt haben. Diese Erklärungen sind nicht abschließend, sondern ergänzen sich. Die meisten Wissenschaftler gehen davon aus, dass Religion ein Nebenprodukt verschiedener kognitiver und sozialer Entwicklungen ist, das sich als vorteilhaft für das Überleben und die Organisation früher menschlicher Gemeinschaften erwiesen hat. Weitere Informationen findest du z.B. bei [Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie](https://www.eva.mpg.de/) oder in Werken von Evolutionspsychologen wie Pascal Boyer („Und Mensch schuf Gott“).

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