Das Proteinbewertungssystem der Gesellschaft für Ernährungsphysiologie (GfE) wurde 2023 grundlegend überarbeitet und unterscheidet sich in mehreren zentralen Punkten von der Version aus dem Jahr 2001. Hier die wichtigsten Unterschiede: **1. Bewertungskriterium:** - **GfE 2001:** Die Proteinbewertung basierte auf dem Konzept des „umsetzbaren Rohproteins“ (nXP, nutzbares Rohprotein). Dabei wurde das Protein aus Futter und mikrobiellem Protein im Pansen zusammengefasst und mit einem festen Umsetzungsfaktor bewertet. - **GfE 2023:** Das neue System verwendet das Konzept des „metabolisierbaren Proteins“ (MP, metabolizable protein). Es berücksichtigt differenzierter die Verdaulichkeit und die tatsächliche Verfügbarkeit der Aminosäuren im Dünndarm. **2. Berücksichtigung der Aminosäuren:** - **GfE 2001:** Die Bewertung erfolgte hauptsächlich auf Basis der Gesamtproteinmenge, ohne explizite Berücksichtigung einzelner Aminosäuren. - **GfE 2023:** Die neue Bewertung legt einen stärkeren Fokus auf die Versorgung mit essentiellen Aminosäuren, insbesondere Methionin und Lysin, und deren Verfügbarkeit im Dünndarm. **3. Berechnung der mikrobiellen Proteinsynthese:** - **GfE 2001:** Die mikrobielle Proteinsynthese wurde mit festen Schätzwerten berechnet, die auf der Energieaufnahme basierten. - **GfE 2023:** Die Berechnung wurde aktualisiert und basiert nun auf aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen, wodurch die Schätzungen präziser und individueller werden. **4. Verdaulichkeit im Dünndarm:** - **GfE 2001:** Es wurden pauschale Verdaulichkeitsfaktoren verwendet. - **GfE 2023:** Die Verdaulichkeit der Proteine im Dünndarm wird differenzierter und futtermittelspezifisch bewertet. **5. Praktische Anwendung:** - **GfE 2001:** Das System war weniger flexibel und berücksichtigte weniger individuelle Unterschiede zwischen Tieren und Futterrationen. - **GfE 2023:** Das neue System ist flexibler, genauer und ermöglicht eine gezieltere Rationsgestaltung, insbesondere im Hinblick auf die Reduktion von Stickstoffausscheidungen und die Verbesserung der Tiergesundheit. **Fazit:** Das GfE-2023-System ist moderner, genauer und orientiert sich stärker an den tatsächlichen Bedürfnissen der Tiere sowie an aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen. Es ermöglicht eine präzisere und nachhaltigere Proteinversorgung in der Fütterung von Wiederkäuern. Weitere Informationen findest du direkt bei der [GfE](https://www.gfe-frankfurt.de/).