Das Konzept der Urteilsbildung im Geschichtsunterricht in Schleswig-Holstein (S-H) zielt darauf ab, Schülerinnen und Schüler zu befähigen, historische Ereignisse und Entwicklungen kritisch zu analysieren und eigene fundierte Urteile zu bilden. Die Fachanforderungen und der Leitfaden zu den Fachanforderungen betonen dabei mehrere zentrale Aspekte: 1. **Kritische Auseinandersetzung**: Schülerinnen und Schüler sollen lernen, historische Quellen und Darstellungen kritisch zu hinterfragen. Dies umfasst die Analyse von Perspektiven, Intentionen und Kontexten, um ein differenziertes Bild der Geschichte zu entwickeln. 2. **Methodenkompetenz**: Die Urteilsbildung erfordert den Einsatz verschiedener historischer Methoden, wie z.B. Quellenkritik, Vergleich von Darstellungen und die Berücksichtigung von Zeitzeugenberichten. Diese Methoden sollen die Schüler dazu anregen, eigene Argumente zu formulieren und zu verteidigen. 3. **Reflexion über Geschichtsbewusstsein**: Ein wichtiger Bestandteil ist die Reflexion über das eigene Geschichtsbewusstsein und die Wahrnehmung von Geschichte in der Gegenwart. Schülerinnen und Schüler sollen erkennen, wie historische Narrative die Gegenwart beeinflussen und welche Rolle sie selbst in diesem Prozess spielen. 4. **Interdisziplinäre Ansätze**: Die Urteilsbildung wird auch durch interdisziplinäre Ansätze gefördert, indem Verbindungen zu anderen Fächern wie Politik, Ethik oder Sozialwissenschaften hergestellt werden. Dies ermöglicht ein umfassenderes Verständnis komplexer historischer Zusammenhänge. 5. **Praktische Anwendung**: Die Umsetzung des Konzepts erfolgt durch projektorientierte und handlungsorientierte Lernformen, die es den Schülern ermöglichen, ihre Urteilsfähigkeit in praktischen Kontexten zu erproben, z.B. durch Debatten, Rollenspiele oder historische Simulationen. Insgesamt fördert das Konzept der Urteilsbildung im Geschichtsunterricht in Schleswig-Holstein eine aktive und kritische Auseinandersetzung mit der Geschichte, die über das bloße Wissen von Fakten hinausgeht. Es trägt dazu bei, dass Schülerinnen und Schüler zu mündigen Bürgerinnen und Bürgern heranwachsen, die in der Lage sind, historische und gegenwärtige Fragestellungen differenziert zu betrachten und eigene Standpunkte zu entwickeln.