Das Konzept des handlungs- und produktionsorientierten Literaturunterrichts unterscheidet sich vom klassischen Interpretieren in mehreren wesentlichen Punkten: 1. **Schülerzentrierung vs. Textzentrierung**: - **Handlungs- und produktionsorientierter Unterricht**: Hier steht die aktive Auseinandersetzung der Schüler mit dem Text im Vordergrund. Die Schüler sollen kreativ und produktiv mit dem Text umgehen, z.B. durch Rollenspiele, szenisches Spiel, Schreiben von Fortsetzungen oder eigenen Texten, die auf dem Original basieren. - **Klassisches Interpretieren**: Der Fokus liegt auf der detaillierten Analyse und Interpretation des Textes. Die Schüler sollen den Text verstehen, seine Struktur, Themen, Motive und sprachlichen Mittel analysieren und interpretieren. 2. **Kreativität vs. Analyse**: - **Handlungs- und produktionsorientierter Unterricht**: Fördert die Kreativität und die persönliche Auseinandersetzung mit dem Text. Die Schüler sollen eigene Ideen entwickeln und diese in verschiedenen Formen umsetzen. - **Klassisches Interpretieren**: Betont die analytischen Fähigkeiten der Schüler. Es geht darum, den Text systematisch zu untersuchen und seine Bedeutung zu entschlüsseln. 3. **Prozessorientierung vs. Ergebnisorientierung**: - **Handlungs- und produktionsorientierter Unterricht**: Der Prozess des kreativen Umgangs mit dem Text ist genauso wichtig wie das Endprodukt. Es geht darum, den Schülern Raum für eigene Interpretationen und Ausdrucksformen zu geben. - **Klassisches Interpretieren**: Hier steht das Ergebnis der Analyse im Vordergrund. Ziel ist es, zu einer fundierten Interpretation des Textes zu gelangen. 4. **Vielfalt der Methoden vs. Textanalyse**: - **Handlungs- und produktionsorientierter Unterricht**: Nutzt eine Vielzahl von Methoden, um den Text zu erschließen, z.B. durch kreative Schreibaufgaben, Theaterarbeit, bildnerisches Gestalten oder digitale Medien. - **Klassisches Interpretieren**: Konzentriert sich auf textanalytische Methoden wie die Untersuchung von Stilmitteln, Erzähltechniken und inhaltlichen Aspekten. 5. **Subjektive Zugänge vs. Objektive Analyse**: - **Handlungs- und produktionsorientierter Unterricht**: Erlaubt subjektive Zugänge und persönliche Interpretationen der Schüler. Es wird Wert auf individuelle Sichtweisen und kreative Ausdrucksformen gelegt. - **Klassisches Interpretieren**: Strebt eine objektive Analyse des Textes an, die auf wissenschaftlichen Methoden und Theorien basiert. Beide Konzepte haben ihre Berechtigung und können sich im Literaturunterricht ergänzen, um den Schülern sowohl analytische als auch kreative Kompetenzen zu vermitteln.