Sekundäre Effekte der sozialen Herkunft können im Rahmen der Rational-Choice-Theorie durch die Entscheidungsprozesse von Individuen und Familien erklärt werden. Diese Theorie geht davon aus, dass Menschen rationale Entscheidungen treffen, um ihre Nutzen zu maximieren. Im Kontext der Bildung bedeutet dies, dass Familien und Schüler Entscheidungen über Bildungswege und -abschlüsse auf der Grundlage von Kosten-Nutzen-Abwägungen treffen. 1. **Kosten-Nutzen-Abwägung**: Familien aus unterschiedlichen sozialen Schichten bewerten die Kosten (z.B. Studiengebühren, entgangenes Einkommen) und den Nutzen (z.B. zukünftige Einkommensmöglichkeiten, soziale Mobilität) von Bildung unterschiedlich. Familien aus höheren sozialen Schichten sind oft eher bereit, in Bildung zu investieren, da sie die langfristigen Vorteile höher einschätzen und die finanziellen Mittel haben, die Kosten zu tragen. 2. **Risikoeinschätzung**: Die Wahrnehmung von Risiken spielt eine wichtige Rolle. Familien aus niedrigeren sozialen Schichten könnten das Risiko eines Scheiterns höher einschätzen und daher weniger bereit sein, in längere und teurere Bildungswege zu investieren. 3. **Informationsasymmetrie**: Unterschiede im Zugang zu Informationen über Bildungssysteme und -möglichkeiten können ebenfalls sekundäre Effekte erklären. Familien aus höheren sozialen Schichten haben oft besseren Zugang zu Informationen und Netzwerken, die ihnen helfen, fundierte Entscheidungen zu treffen. 4. **Präferenzen und Werte**: Die Präferenzen und Werte, die in verschiedenen sozialen Schichten vorherrschen, beeinflussen ebenfalls Bildungsentscheidungen. In höheren sozialen Schichten wird Bildung oft als wichtiger angesehen und stärker gefördert. Diese theoretischen Erklärungen zeigen, wie die soziale Herkunft über rationale Entscheidungsprozesse sekundäre Effekte auf Bildungswege und -ergebnisse haben kann.