Philippe Ariès und Lloyd de Mause sind zwei zentrale Autoren, die sich intensiv mit der Geschichte der Kindheit auseinandergesetzt haben. 1. **Philippe Ariès**: In seinem Werk "L'Enfant et la Vie Familiale sous l'Ancien Régime" (1960) argumentiert Ariès, dass die Kindheit in der Vergangenheit nicht als eigenständige Lebensphase betrachtet wurde. Er beschreibt, wie Kinder im Mittelalter oft als kleine Erwachsene angesehen wurden, die früh in die Arbeitswelt integriert wurden. Ariès betont, dass das moderne Konzept der Kindheit, das eine besondere Schutzbedürftigkeit und eine eigene Identität umfasst, erst im 17. und 18. Jahrhundert entstand. Seine zentrale Annahme ist, dass sich die Wahrnehmung und das Verständnis von Kindheit im Laufe der Geschichte erheblich verändert haben. 2. **Lloyd de Mause**: In seinem Werk "The History of Childhood" (1974) verfolgt de Mause einen psychologischen Ansatz und argumentiert, dass die Behandlung von Kindern in der Geschichte stark von den psychologischen Zuständen der Eltern und der Gesellschaft abhängt. Er postuliert, dass die Kindheit in verschiedenen Epochen von unterschiedlichen psychologischen Paradigmen geprägt ist. De Mause führt die Entwicklung der Kindheit als einen Prozess an, der von einer zunehmend besseren Behandlung und einem wachsenden Verständnis für die Bedürfnisse von Kindern geprägt ist. Seine zentrale Annahme ist, dass die Geschichte der Kindheit eine Geschichte von Missbrauch und Vernachlässigung ist, die sich jedoch im Laufe der Zeit verbessert hat. Beide Autoren bieten unterschiedliche Perspektiven auf die Entwicklung der Kindheit, wobei Ariès den historischen Wandel in der Wahrnehmung von Kindheit betont und de Mause die psychologischen Dimensionen und deren Einfluss auf die Behandlung von Kindern in den Vordergrund stellt.