Jacques Derrida, ein bedeutender französischer Philosoph, hat sich intensiv mit dem Konzept der Vergebung auseinandergesetzt. In seinem Werk "On Cosmopolitanism and Forgiveness" argumentiert er, dass echte Vergebung nur dann möglich ist, wenn es um das Unverzeihliche geht. Derrida stellt die These auf, dass Vergebung, die leicht und selbstverständlich gewährt wird, keine echte Vergebung ist. Wenn etwas verzeihlich ist, dann ist die Vergebung eher eine Formalität oder eine soziale Konvention. Echte Vergebung hingegen erfordert eine radikale Geste, die über das Normale und Erwartbare hinausgeht. Sie muss das Unverzeihliche ansprechen, das, was jenseits der normalen moralischen und rechtlichen Kategorien liegt. Derrida betont, dass Vergebung in ihrer reinsten Form bedingungslos sein muss. Sie darf nicht an Bedingungen geknüpft sein, wie Reue oder Wiedergutmachung. Nur wenn man das Unverzeihliche vergibt, zeigt sich die wahre Natur der Vergebung, die über rationale und moralische Kalküle hinausgeht. Diese Sichtweise stellt eine Herausforderung dar, da sie die Grenzen des menschlichen Verständnisses von Gerechtigkeit und Moral auslotet und die Frage aufwirft, ob und wie Menschen tatsächlich in der Lage sind, das Unverzeihliche zu vergeben.