Nach Jacques Derrida zeichnet sich Gastlichkeit durch eine paradoxe Spannung zwischen bedingungsloser und bedingter Gastfreundschaft aus. 1. **Bedingungslose Gastfreundschaft**: Diese Form der Gastfreundschaft ist absolut und uneingeschränkt. Sie bedeutet, dass der Gastgeber den Gast ohne Vorbedingungen, ohne Fragen nach Identität, Herkunft oder Absichten aufnimmt. Es ist eine radikale Offenheit und Bereitschaft, den Anderen willkommen zu heißen. 2. **Bedingte Gastfreundschaft**: Diese Form ist durch Regeln, Gesetze und Bedingungen geprägt. Der Gastgeber stellt bestimmte Anforderungen oder Bedingungen, die der Gast erfüllen muss, um aufgenommen zu werden. Dies kann die Einhaltung von Gesetzen, kulturellen Normen oder anderen sozialen Erwartungen umfassen. Derrida betont, dass diese beiden Formen der Gastfreundschaft in einem ständigen Spannungsverhältnis stehen. Während die bedingungslose Gastfreundschaft ein idealistisches Konzept ist, das in der Praxis schwer umzusetzen ist, ist die bedingte Gastfreundschaft realistischer, aber auch restriktiver. Diese Spannung ist zentral für Derridas Verständnis von Gastlichkeit und reflektiert die komplexen ethischen und politischen Herausforderungen, die mit dem Konzept der Gastfreundschaft verbunden sind.