Warum ist es nach Derrida nicht möglich zu geben, sondern nur zu tauschen? Was macht die Gabe unmöglich?

Antwort

Jacques Derrida, ein französischer Philosoph, hat in seinem Werk "Donner le temps" (1991) die Idee der Gabe kritisch untersucht. Nach Derrida ist die wahre Gabe unmöglich, weil sie sofort in einen Tausch verwandelt wird, sobald sie als Gabe erkannt wird. Hier sind einige zentrale Punkte seiner Argumentation: 1. **Bewusstsein der Gabe**: Sobald der Geber sich bewusst ist, dass er gibt, erwartet er zumindest Anerkennung oder Dankbarkeit. Dieses Bewusstsein verwandelt die Gabe in einen Tausch, weil der Geber eine Form der Gegenleistung erwartet. 2. **Erwartung des Empfängers**: Wenn der Empfänger weiß, dass er eine Gabe erhält, fühlt er sich oft verpflichtet, etwas zurückzugeben, sei es in Form von Dankbarkeit, Anerkennung oder einer Gegenleistung. Auch dies verwandelt die Gabe in einen Tausch. 3. **Zeit und Erinnerung**: Eine wahre Gabe müsste außerhalb der Zeit existieren, ohne Erinnerung und ohne Erwartung einer Gegenleistung. Da dies in der menschlichen Erfahrung nicht möglich ist, wird jede Gabe durch die Erinnerung und die Erwartung einer Gegenleistung kontaminiert. 4. **Ökonomie der Gabe**: Derrida argumentiert, dass jede Gabe in ein ökonomisches System eingebettet ist, in dem Geben und Nehmen miteinander verknüpft sind. Dies macht es unmöglich, eine reine, uneigennützige Gabe zu geben. Zusammengefasst macht Derrida die Gabe unmöglich, weil sie immer in einem Netzwerk von Erwartungen, Anerkennungen und Gegenseitigkeiten gefangen ist, was sie letztlich zu einem Tauschgeschäft macht.

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