Der decolonial epistemic turn, wie er von Ramón Grosfoguel beschrieben wird, bezieht sich auf eine Verschiebung in der Art und Weise, wie Wissen und Erkenntnis betrachtet und produziert werden. Grosfoguel argumentiert, dass das westliche epistemische Paradigma, das seit der Kolonialzeit dominiert, auf eurozentrischen Annahmen und Machtstrukturen basiert, die andere Formen des Wissens marginalisieren und unterdrücken. Der decolonial epistemic turn zielt darauf ab, diese Dominanz zu hinterfragen und alternative Wissenssysteme anzuerkennen und zu integrieren, die von indigenen, afrikanischen, asiatischen und anderen nicht-westlichen Kulturen stammen. Es geht darum, die epistemische Gewalt zu entlarven, die durch die Kolonialisierung ausgeübt wurde, und eine pluralistische und gerechtere Wissenslandschaft zu schaffen. Grosfoguel betont, dass dieser Wandel nicht nur eine theoretische, sondern auch eine praktische Dimension hat, die darauf abzielt, die sozialen und politischen Strukturen zu verändern, die auf kolonialen Machtverhältnissen basieren.