In der klassischen Sankhya-Philosophie, einem der sechs orthodoxen Schulen des Hinduismus, spielen die Konzepte von Purusha und Prakriti eine zentrale Rolle. **Purusha** bezeichnet das bewusste, unvergängliche Selbst oder das reine Bewusstsein. Es ist das Prinzip des Sehens, des Erkennens und des Zeugen, das unabhängig von den physischen und mentalen Aktivitäten existiert. Purusha ist unveränderlich und transzendent, und es wird angenommen, dass es in jedem Individuum vorhanden ist. Es ist das, was die individuelle Identität und das Bewusstsein ausmacht, aber es ist nicht aktiv in der Welt der Veränderung und des Handelns. **Prakriti** hingegen steht für die materielle Natur oder die schöpferische Energie. Sie ist dynamisch, veränderlich und besteht aus drei Gunas (Eigenschaften): Sattva (Reinheit, Harmonie), Rajas (Aktivität, Leidenschaft) und Tamas (Trägheit, Dunkelheit). Prakriti ist die Quelle aller physischen und psychischen Phänomene und umfasst alles, was in der Welt der Erscheinungen existiert. Sie ist das Prinzip des Handelns und der Veränderung. Die Beziehung zwischen Purusha und Prakriti ist fundamental für das Verständnis der Sankhya-Philosophie. Purusha ist der passive Zeuge, während Prakriti die aktive Kraft ist, die die Welt und das individuelle Leben formt. Die Interaktion zwischen diesen beiden Prinzipien führt zur Manifestation des Universums und der individuellen Erfahrungen. Das Ziel der Sankhya-Philosophie ist es, das Bewusstsein (Purusha) von den Bindungen und Illusionen der materiellen Welt (Prakriti) zu befreien, um letztlich zur Selbstverwirklichung und zur Erkenntnis des wahren Selbst zu gelangen.