Wie ist das Sonett 'quelle soie aux baumes de temps' von Mallarmé ein Beispiel für die Rezeptionsästhetik?

Antwort

Das Sonett "Quelle soie aux baumes de temps" von Stéphane Mallarmé kann als Anwendungsbeispiel der Rezeptionsästhetik betrachtet werden, weil es die aktive Rolle des Lesers bei der Interpretation und Bedeutungsfindung betont. Die Rezeptionsästhetik, insbesondere wie sie von Hans Robert Jauß und Wolfgang Iser entwickelt wurde, legt den Fokus auf die Interaktion zwischen Text und Leser. Mallarmés Gedichte sind oft komplex und vieldeutig, was den Leser dazu zwingt, sich intensiv mit dem Text auseinanderzusetzen und eigene Interpretationen zu entwickeln. In "Quelle soie aux baumes de temps" verwendet Mallarmé eine dichte, symbolische Sprache, die verschiedene Assoziationen und Bedeutungen hervorrufen kann. Der Leser muss die Lücken im Text füllen und die Bedeutung aktiv konstruieren, was ein zentrales Konzept der Rezeptionsästhetik ist. Durch diese aktive Beteiligung des Lesers wird der Text nicht als statisches Objekt, sondern als dynamischer Prozess verstanden, der sich im Akt des Lesens entfaltet. Mallarmés Werk fordert den Leser heraus, über die offensichtliche Bedeutung hinauszugehen und tiefere Schichten der Interpretation zu erkunden, was die Prinzipien der Rezeptionsästhetik in die Praxis umsetzt.

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