Wie steht Paul Celan zur Inneren Emigration?

Antwort

Der Begriff „Innere Emigration“ bezeichnet im deutschen Sprachraum vor allem Schriftsteller und Künstler, die während der Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland blieben, sich aber innerlich vom Regime distanzierten und ihren Widerstand in verschlüsselter Form in ihren Werken ausdrückten. Paul Celan (1920–1970) war ein deutschsprachiger Dichter jüdischer Herkunft aus der Bukowina (heute Ukraine/Rumänien). Er überlebte den Holocaust, verlor jedoch seine Eltern in deutschen Konzentrationslagern. Nach dem Zweiten Weltkrieg lebte er zunächst in Bukarest, dann in Wien und ab 1948 in Paris. Im engeren Sinne wird Paul Celan nicht zur „Inneren Emigration“ gezählt, da er während der NS-Zeit nicht im Deutschen Reich lebte, sondern in der von Rumänien kontrollierten Bukowina. Dennoch ist sein Werk stark geprägt von Erfahrungen des Holocaust und der Auseinandersetzung mit der deutschen Sprache nach Auschwitz. Celan hat sich bewusst entschieden, weiterhin auf Deutsch zu schreiben, obwohl dies die Sprache der Täter war. Insofern kann man in seinem Werk eine Form der „inneren Emigration“ im weiteren Sinne erkennen: eine innere Distanzierung und kritische Auseinandersetzung mit der deutschen Sprache und Kultur, ohne sich ihr vollständig zu entziehen. Zusammengefasst: Paul Celan wird nicht klassisch zur „Inneren Emigration“ gezählt, da er nicht im NS-Deutschland lebte. Sein Werk steht aber exemplarisch für die existenzielle und sprachliche Auseinandersetzung mit der deutschen Kultur nach dem Holocaust.

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