In "Kleider machen Leute" von Gottfried Keller lassen sich sowohl Merkmale des poetischen als auch des bürgerlichen Realismus erkennen. **Merkmale des poetischen Realismus:** 1. **Subjektive Wahrnehmung:** Die Erzählung betont die inneren Gedanken und Gefühle der Charaktere, insbesondere des Protagonisten Wenzel Strapinski. Dies führt zu einer emotionalen Tiefe und einer individuellen Perspektive. 2. **Symbolik:** Die Kleidung selbst wird als zentrales Symbol verwendet, das soziale Identität und Status repräsentiert. Die äußere Erscheinung hat tiefgreifende Auswirkungen auf die Wahrnehmung des Individuums. 3. **Idealisierung:** Es gibt eine gewisse Idealisation der ländlichen Umgebung und der einfachen Menschen, die in Kontrast zu den starren gesellschaftlichen Normen der Stadt stehen. **Merkmale des bürgerlichen Realismus:** 1. **Gesellschaftskritik:** Keller thematisiert die sozialen Unterschiede und die Oberflächlichkeit der Gesellschaft, die Menschen nach ihrem äußeren Erscheinungsbild beurteilt. Dies spiegelt die bürgerliche Realität des 19. Jahrhunderts wider. 2. **Alltagsleben:** Die Handlung spielt im bürgerlichen Milieu und beschreibt alltägliche Situationen, die für die Leser nachvollziehbar sind. Die Charaktere sind in ihren sozialen Rollen verankert. 3. **Charakterentwicklung:** Die Figuren durchlaufen eine Entwicklung, die ihre sozialen und moralischen Konflikte widerspiegelt. Wenzel Strapinski wird durch seine Erfahrungen und die Reaktionen der anderen auf seine vermeintliche Identität geprägt. Diese Merkmale zeigen, wie Keller sowohl poetische als auch realistische Elemente kombiniert, um die komplexen Beziehungen zwischen Identität, Gesellschaft und Wahrnehmung zu beleuchten.