Der Naturalismus war eine literarische Bewegung, die im späten 19. Jahrhundert entstand und stark von den wissenschaftlichen Erkenntnissen der Zeit, insbesondere der Evolutionstheorie von Charles Darwin, beeinflusst wurde. Der literaturtheoretische Hintergrund des Naturalismus lässt sich durch mehrere zentrale Aspekte charakterisieren: 1. **Wissenschaftlicher Realismus**: Naturalisten strebten danach, die Realität so objektiv und genau wie möglich darzustellen. Sie orientierten sich an den Methoden der Naturwissenschaften und wollten das menschliche Verhalten und die Gesellschaft durch empirische Beobachtungen und Analysen verstehen. 2. **Determinismus**: Ein zentrales Konzept im Naturalismus ist der Determinismus, die Vorstellung, dass das Verhalten und die Schicksale der Menschen durch biologische, soziale und wirtschaftliche Faktoren bestimmt werden. Der Mensch wird oft als Produkt seiner Umwelt und seiner Erbanlagen dargestellt. 3. **Soziale Kritik**: Naturalistische Werke thematisieren häufig soziale Missstände, Armut und die Lebensbedingungen der unteren Schichten. Die Autoren wollten auf die Probleme der Gesellschaft aufmerksam machen und forderten Veränderungen. 4. **Detailreiche Beschreibungen**: Naturalistische Autoren verwendeten oft detaillierte und präzise Beschreibungen von Charakteren, Umgebungen und Situationen, um ein realistisches Bild der Lebensumstände zu vermitteln. 5. **Einfluss von Zola**: Émile Zola gilt als einer der Hauptvertreter des Naturalismus. Er formulierte die Prinzipien des Naturalismus in seinem Manifest und betonte die Bedeutung der wissenschaftlichen Methode in der Literatur. Insgesamt strebte der Naturalismus danach, die komplexen Zusammenhänge zwischen Mensch und Umwelt zu erforschen und darzustellen, wobei er sich stark auf empirische Daten und wissenschaftliche Erkenntnisse stützte.