Das Bild „Die Jungfrau züchtigt das Jesuskind vor drei Zeugen“ von Max Ernst provozierte die damalige Gesellschaft aus mehreren Gründen. Erstens stellt es eine radikale Umkehrung traditioneller religiöser Darstellungen dar, in denen die Jungfrau Maria und das Jesuskind oft in einer heiligen und liebevollen Beziehung gezeigt werden. Ernst hingegen zeigt eine gewaltsame und verstörende Szene, die die heiligen Figuren in einem negativen Licht erscheinen lässt. Zweitens spielt das Werk mit Tabus und provoziert durch die Darstellung von Gewalt und Züchtigung, was in der damaligen Zeit als unangebracht und respektlos gegenüber religiösen Überzeugungen angesehen wurde. Die Kombination aus Sexualität, Gewalt und Religion war für viele Menschen schockierend und wurde als Angriff auf die christlichen Werte und die gesellschaftliche Moral interpretiert. Schließlich war die Zeit, in der Ernst das Bild schuf, von politischen und sozialen Umbrüchen geprägt, was die Sensibilität der Gesellschaft gegenüber solchen Themen verstärkte. Die provokante Natur des Werkes trug dazu bei, Diskussionen über Kunst, Religion und die Rolle des Individuums in der Gesellschaft anzustoßen.