Oliver Nachtwey beschreibt in seinen Arbeiten die Veränderungen in der Klassengesellschaft, insbesondere im Kontext der modernen Gesellschaften. Er unterscheidet zwischen der "alten" und der "neuen" Klassengesellschaft. Die alte Klassengesellschaft war stark durch industrielle Arbeit und klare soziale Schichten geprägt, in denen die Arbeiterklasse und die Bourgeoisie deutlich voneinander getrennt waren. Diese Struktur war relativ stabil und die Zugehörigkeit zu einer Klasse war oft durch Geburt und Beruf bestimmt. In der neuen Klassengesellschaft, die Nachtwey analysiert, gibt es eine Aufweichung dieser klaren Grenzen. Die Globalisierung, der technologische Fortschritt und der Wandel in der Arbeitswelt führen zu einer neuen Dynamik. Es entstehen neue Klassen, die weniger durch traditionelle Merkmale wie Beruf oder Einkommen definiert sind, sondern durch Faktoren wie Bildung, Zugang zu Ressourcen und soziale Netzwerke. Diese neue Klassengesellschaft ist oft durch Unsicherheit und Prekarität geprägt, was zu einer Fragmentierung der sozialen Strukturen führt. Nachtwey betont, dass diese Veränderungen auch politische und soziale Implikationen haben, da die neuen Klassenverhältnisse das Machtgefüge in der Gesellschaft beeinflussen und zu neuen Formen des Protests und der politischen Mobilisierung führen können.