Kritik an der Kulturalisierung und dem Konzept der interkulturellen Kompetenz gibt es aus verschiedenen Perspektiven: 1. **Essenzialismus**: Kritiker argumentieren, dass die Kulturalisierung oft dazu führt, dass Kulturen als statisch und homogen dargestellt werden. Dies kann Stereotypen und Vorurteile verstärken, anstatt sie abzubauen. Kulturen sind dynamisch und vielfältig, und eine zu starke Fokussierung auf kulturelle Unterschiede kann diese Komplexität übersehen. 2. **Reduktionismus**: Es wird kritisiert, dass interkulturelle Kompetenz oft auf eine Reihe von Fähigkeiten und Wissen reduziert wird, die in Trainingsprogrammen vermittelt werden können. Dies kann den Eindruck erwecken, dass interkulturelle Kompetenz eine Art Checkliste ist, die abgearbeitet werden kann, anstatt ein kontinuierlicher Lernprozess. 3. **Machtverhältnisse**: Einige Kritiker betonen, dass interkulturelle Kompetenz oft die Machtverhältnisse und historischen Kontexte ignoriert, die interkulturelle Interaktionen prägen. Es wird argumentiert, dass ohne eine kritische Auseinandersetzung mit Themen wie Kolonialismus, Rassismus und Ungleichheit interkulturelle Kompetenz oberflächlich bleibt. 4. **Kommerzialisierung**: Es gibt auch Bedenken, dass interkulturelle Kompetenz zu einem kommerziellen Produkt geworden ist, das von Unternehmen und Beratern vermarktet wird. Dies kann dazu führen, dass der Fokus auf kurzfristige Lösungen und Profit gelegt wird, anstatt auf langfristige und tiefgreifende Veränderungen. 5. **Individualisierung**: Kritiker bemängeln, dass interkulturelle Kompetenz oft auf individueller Ebene angesiedelt ist und strukturelle und institutionelle Faktoren außer Acht lässt. Es wird argumentiert, dass interkulturelle Kompetenz nicht nur eine individuelle Fähigkeit sein sollte, sondern auch in organisatorische und gesellschaftliche Strukturen eingebettet werden muss. Diese Kritikpunkte zeigen, dass es wichtig ist, interkulturelle Kompetenz und Kulturalisierung kritisch zu hinterfragen und sicherzustellen, dass Ansätze und Trainingsprogramme diese Komplexitäten berücksichtigen.