1 Frage zu Einheitswissenschaft

Die Position der Einheitswissenschaft (auch: Einheit der Wissenschaft) ist eine erkenntnistheoretische und wissenschaftstheoretische Auffassung, die davon ausgeht, dass alle Einzelwissenschaften letztlich auf gemeinsame Prinzipien, Methoden oder sogar eine gemeinsame Sprache zurückgeführt werden können. Ziel ist es, eine umfassende, einheitliche Wissenschaft zu schaffen, in der die verschiedenen Disziplinen miteinander verbunden sind und sich gegenseitig ergänzen. Wichtige Merkmale der Einheitswissenschaft: 1. **Reduktionismus:** Die Annahme, dass komplexe Phänomene auf einfachere, grundlegende Prinzipien zurückgeführt werden können (z.B. Biologie auf Chemie, Chemie auf Physik). 2. **Gemeinsame Sprache:** Die Idee, dass es möglich ist, eine universelle Sprache oder ein gemeinsames Vokabular für alle Wissenschaften zu entwickeln. 3. **Interdisziplinarität:** Förderung der Zusammenarbeit und Integration verschiedener Disziplinen, um ein umfassenderes Verständnis der Welt zu erreichen. 4. **Historischer Kontext:** Besonders im 20. Jahrhundert wurde diese Position von Vertretern des Wiener Kreises (z.B. Otto Neurath) vertreten, die eine „wissenschaftliche Weltauffassung“ propagierten. Kritik an der Einheitswissenschaft kommt vor allem von Vertretern des wissenschaftlichen Pluralismus, die betonen, dass unterschiedliche Disziplinen eigene Methoden, Begriffe und Erkenntnisinteressen haben, die nicht vollständig vereinheitlicht werden können. Weitere Informationen findest du z.B. im [Stanford Encyclopedia of Philosophy: Unity of Science](https://plato.stanford.edu/entries/scientific-unity/).