Warum ist das Ehegattensplitting umstritten und wie widerspricht es dem sozialen Versicherungssystem?

Antwort

Das Ehegattensplitting ist ein steuerliches Verfahren in Deutschland, das verheirateten Paaren ermöglicht, ihr Einkommen gemeinsam zu versteuern. Dies führt oft zu einer geringeren Steuerlast, insbesondere wenn ein Partner deutlich weniger verdient als der andere. Die Umstrittenheit des Ehegattensplittings ergibt sich aus mehreren Aspekten: 1. **Ungleichheit zwischen Ehepaaren und Alleinstehenden**: Kritiker argumentieren, dass das Ehegattensplitting Alleinstehende benachteiligt, da sie nicht von den gleichen steuerlichen Vorteilen profitieren können. Dies kann zu einer Ungleichbehandlung führen, die als sozial ungerecht empfunden wird. 2. **Anreiz zur traditionellen Rollenverteilung**: Das System kann dazu führen, dass Paare, insbesondere Frauen, in traditionellen Rollen bleiben, da es finanziell vorteilhaft sein kann, wenn ein Partner (häufig die Frau) weniger oder gar nicht arbeitet. Dies könnte die Gleichstellung der Geschlechter behindern und die Erwerbsbeteiligung von Frauen verringern. 3. **Belastung des sozialen Sicherungssystems**: Das Ehegattensplitting kann dem sozialen Sicherungssystem entgegenlaufen, da es Anreize schafft, weniger zu arbeiten oder in Teilzeit zu gehen. Dies kann langfristig zu geringeren Beiträgen in die Sozialversicherungssysteme führen, da weniger Einkommen versteuert und weniger in die Renten- und Krankenversicherung eingezahlt wird. 4. **Finanzielle Belastung des Staates**: Das Ehegattensplitting führt zu einem erheblichen Steuerausfall, der die öffentlichen Finanzen belastet. Kritiker fordern eine Reform, um die Steuerlast gerechter zu verteilen und die finanziellen Mittel für soziale Leistungen zu sichern. Insgesamt wird das Ehegattensplitting als ein Instrument betrachtet, das zwar kurzfristige steuerliche Vorteile für Paare bietet, jedoch langfristig soziale Ungleichheiten verstärken und das soziale Sicherungssystem belasten kann.

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